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Interview mit Nicolas Hayek

Nicolas G. Hayek, Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates von Swatch Group, muss man nicht vorstellen. Die Schweizer Uhrenindustrie verdankt diesem visionären Unternehmer ihre Gesundung durch seine Restrukturierungen in den 80er Jahren. Die Projekte «Smart» und das derzeit laufende «Belenos» bezeugen seinen innovativen Geist. Zudem hält er mit Kritik an den Auswüchsen der Finanzwirtschaft nicht zurück.

ACTARES: Herr Hayek, Swatch Group tut sich immer wieder hervor durch fortschrittliche Projekte im Umweltbereich und scheint zu wissen, was bei fehlender Nachhaltigkeit auf dem Spiel steht. Dennoch beteiligt sich Swatch Group nicht am Carbon Disclosure Project, ihr Nachhaltigkeitsbericht ist lückenhaft und sie veröffentlicht keinen Verhaltenskodex. Wie ist das zu verstehen?
Nicolas G. Hayek: Swatch Group wird von richtigen Unternehmern geführt und nicht von Financiers oder Funktionären, die nur Papier produzieren. Deswegen orientieren sich ihre Führungspersonen und Mitarbeitenden in der Realität an der Nachhaltigkeit und nicht auf dem Papier. Viele Unternehmen und Organisationen sind damit beschäftigt, Tonnen von positiven Papieren zu produzieren, realisieren aber nichts davon.

Die Medien haben über Ihre skeptische, wenn nicht kritische Position bezüglich des aktiven Aktionariats berichtet. Die Aktionärinnen und Aktionäre sind doch Mitbesitzer des Unternehmens. Wieso sollten sie sich nicht aktiv einmischen? Ich habe mich nie skeptisch oder kritisch über das aktive Aktionariat geäussert, in keiner Weise! Hingegen bin ich skeptisch gegenüber den Heuchlern, die sich in ihrem Eigeninteresse zu profilieren versuchen und die eher die Wohlstand zerstörende Finanzwirtschaft vertreten als die reale Wirtschaft, die Wohlstand schafft.

Wie beurteilen Sie die Ziele einer Organisation wie ACTARES? Macht ihre Tätigkeit einen Sinn? Ist sie effizient? Oder eindeutig kontraproduktiv?
Ich kenne ACTARES zu wenig, um die Organisation oder ihre Ziele beurteilen zu können. Alle, sogar gewisse kriminelle Organisationen à la Madoff, veröffentlichen Ziele, die auf den ersten Blick akzeptabel sind. Was zählt, sind die reale Aktion und ihre Resultate. Wenn das Ziel ist, dass gewisse Personen sich in den Medien profilieren, grosse Reden halten und enorme Dokumente produzieren, mit himmlischen Absichtserklärungen, dann ist das klar kontraproduktiv. Wenn das Ziel ist, in einer demokratischen Weise die positive Entwicklung eines Unternehmens und seines Aktionariats zu unterstützen, dann ist das positiv und kann effizient sein

Carbon Disclosure Project (auf Englisch)
Swatch Group